Aus den Medien von heute:
(Jahrzehntelanges Beschenken von Investoren hat nie zu mehr Arbeitsplätzen geführt. Im Gegenteil. Nun berichtet der ECONOMIST vom hervorragenden Wirtschaftsstandort Deutschland und macht die Regierung stolz. Einen Ansatz von kritischem Hinterfragen zeigt heute der Kommentator des)
TAGESSPIEGEL: Sorry, typisch deutsch
Richtig ist, dass viele deutsche Unternehmen wieder ordentliche Gewinne erwirtschaften, manche sogar fantastische. Es liegen harte Jahre hinter ihnen, sie haben sich mühsam aufs Kerngeschäft konzentriert, die Effizienz gesteigert, Kosten gesenkt. Möglich wurde das auch durch die Zurückhaltung der Gewerkschaften. Die Reallöhne sind in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland um 0,9 Prozent gesunken, anderswo gestiegen. Auch die Lohnstückkosten sind gesunken, anderswo gestiegen.
Sorry, aber spätestens jetzt wird es wieder typisch deutsch. Denn so gut es am Wirtschaftsstandort Deutschland zunehmend läuft, unsere Gesellschaft wird allein dadurch ihre größten Probleme nicht lösen. Hier fällt etwas auseinander, was bislang zusammengedacht worden war. Was ist denn, wenn Deutschland sich zu immer neuen Exportrekorden aufschwingt, aber nicht mehr Arbeitsplätze entstehen? Wenn die Fabriken besonders in Ostdeutschland so effizient sind, dass sie noch weniger Personal benötigen? Wenn Fachkräfte unter hoch dotierten Posten wählen können, aber die große Mehrheit nehmen muss, was übrig bleibt?
Dann nämlich kann kaum eine Arbeitsmarktreform wirken – die von Schröder & Co. ebenso wenig wie die im Wahlprogramm der Union. Dann bringen selbst perfekt funktionierende Arbeitsagenturen zu wenig. Jobs, die es nicht gibt, kann man nicht verteilen. Vielleicht ist es also an der Zeit, mit der Vermittlungsfiktion, den Arbeitsmarktlügen aufzuhören. Nicht jeder 50-jährige Arbeitslose in Schwedt oder Gelsenkirchen ist zu vermitteln, und vielleicht sollten er und wir anfangen, mit dieser Wahrheit zu leben.
Die, die regieren, und jene, die regieren wollen, halten die Lügen aufrecht. Hoffen wir, dass wenigstens nach dem 18. September ein Nachdenken beginnt.
Das sagt(fragt) die eLeW
Es gibt Arbeit ohne Ende, die meiste bleibt leider liegen, weil sie keiner bezahlt. Z.B. Unterrichtsausfall wegen fehlender Lehrer, Verjährung von Wirtschaftsstraftaten wegen fehlender Ermittlungsbehörden.
Oder die Frucht der Arbeit wird un(ter)bezahlt einkassiert. Z.B. Ehrenämter, Praktika, Zivildienst.
Deswegen muss Nachdenken darüber einsetzen, wie Arbeit entlohnt werden kann.
Nur dann wird aus der angeblich unerreichbaren Vollbeschäftigung endlich wieder die bezahlbare, funktionierende soziale Marktwirtschaft.
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