02 September 2005

Spiel mir das Lied vom Öl

Aus den Medien von heute:
(Gestern hat die Opposition gefordert, einen Teil der deutschen Ölreserven auf den Markt zu bringen, um die Preise zu drücken. Die Berliner Zeitung kommentiert heute: "Es ist ein schamloses Stück Populismus. Angela Merkel und Guido Westerwelle, die Vorsitzenden von CDU und FDP, haben die Autofahrer unter den Wählern in den Blick genommen. Dass ihr Vorschlag nichts bringt, weil die deutschen Vorräte zu klein sind und es sich vermutlich auch nicht um einen vorübergehenden Preisanstieg handelt, ist CDU und FDP egal." Doch genau darum bittet heute die Internationale Energieagentur, Reserven auf den Markt zu werfen.)
Tagesschau.de

SCHRÖDER: "Es sei für Deutschland "selbstverständlich", den Antrag aus Washington zu unterstützen, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder in Berlin. Über den Umfang der Reserven, die auf den Markt gegeben werden sollen, machte Schröder keine Angaben."

ARAL: "(Nach Bekanntwerden der Pläne fiel der Preis für eine Tonne Superbenzin am Rotterdamer Ölmarkt von 870 Dollar je Tonne auf 800 Dollar.) Als Reaktion auf den rückläufigen Ölpreis kündigte der Mineralölkonzern Aral eine Senkung des Benzinpreises an. Der Konzern sehe sich dazu veranlasst, die Preise für Benzin um zwei Cent pro Liter zu senken. Zuvor hatte Shell mit einer Erhöhung um sechs Cent je Liter Superbenzin die dritte Preiserhöhung binnen drei Tagen in Gang gesetzt."

STOIBER: "Auf dem CSU-Parteitag in Nürnberg verlangte er aber erneut, die gesamten deutschen Rohölreserven mit einem Marktwert von mindestens acht Milliarden Euro auf den Markt zu geben, um die Preise von Benzin und Heizöl zu senken. Zudem müsse die Ökosteuer sofort gesenkt werden, damit der Staat nicht von der Preisexplosion auf dem Ölmarkt zusätzlich profitiere."

TRITTIN: "Bundesumweltminister Jürgen Trittin warf den (Auto-)Herstellern vor, sie seien von ihrer Zusage, den Durchschnittsverbrauch bis 2008 auf 5,5 Liter Benzin oder fünf Liter Diesel zu senken, weit entfernt. Noch immer verbrauchten Neuwagen im Durchschnitt 6,8 Liter je hundert Kilometer"

Das sagt(fragt) die eLeW:
In Wirtschaftsteilen von Zeitungen steht ganz klar, der spekulative Anteil am Ölpreis dürfte 18 Dollar je Barrel betragen. Und dabei bleibt es nicht. An den Finanzmärkten wird ein Ölpreisanstieg auf 100 Dollar je Barrel nicht ausgeschlossen. Hedge-Fonds haben jetzt schon auf diese Preise gesetzt.
Da zeigt jeder Versuch, mit dem Auflösen von Reserven den Benzinpreis zu drosseln, höchstens vorübergehend Wirkung. Reserven sollen in Notzeiten den Mangel lindern. Die Not in den U.S.A. zur Zeit beweist die Notwendigkeit von Reserven.
Was bleibt zu tun? Energie sparen und Erneuerbare Energien fördern.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Auf den Tag genau vor einem Jahr hat die CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament folgende Pressemeldung, 03. September 2004, herausgegeben:

Werner Langen (EVP-ED/CDU) : Nationale Ölreserve nicht antasten
Als "kurzsichtig und unverantwortlich" hat der CDU-Europaabgeordnete Dr. Werner Langen die jüngsten Forderungen von Ökonomen und Politikern bezeichnet, zur Preisregulierung auf dem internationalen Ölmarkt die nationalen deutschen Ölreserven einzusetzen.

Dies sei in Anbetracht der Abhängigkeit der deutschen Volkswirtschaft von Ölimporten weder ökonomisch sinnvoll noch sicherheitspolitisch verantwortbar. Die nationale Ölreserve, die nach dem Ölschock des Jahres 1974 angelegt wurde, sei nicht nur Teil einer internationalen Verpflichtung von Industriestaaten, denen sich Deutschland angeschlossen habe, sondern nach den deutschen Bevorratungsgesetzen sei der Einsatz für Marktinterventionen zudem ausdrücklich ausgeschlossen. Wichtiger als die "eiserne Reserve" anzugehen, sei es, für Stabilität in den Erdölerzeugerländern zu sorgen, die Erdölproduzenten zu einer höheren Produktion zu bewegen und mit Nachdruck für eine Reduzierung des spezifischen Energieverbrauchs einzutreten. Langen lobte in diesem Zusammenhang Russland, das sich unlängst bereit erklärt hatte, seinen Förderanteil deutlich zu steigern. Dies habe sofortige Auswirkungen auf den internationalen Ölpreis gehabt.

Die Forderungen nach Auflösung der nationalen Ölreserve widersprechen, so Langen, nicht nur internationalen Verpflichtungen, sondern auch den Forderungen der EU-Kommission, die erst vor kurzem vorgeschlagen hatte, die Reserven von 90 Tagen auf 120 Tage aufzustocken. Mit "populistischen Vorschlägen" wie der kurzfristigen Auflösung der Ölreserven ist die Sicherung der Energieversorgung nicht zu gewährleisten, so Langen abschließend.

Anonym hat gesagt…

Energie sparen und erneuerbare Energien fördern wird zwar schon versucht, aber viel zu wenig. Und zwar weil Öl zu billig ist. Öl ist zu kostbar, um es zu verbrennen. Besser, wir machen Kunststoffe und Medizin daraus. 100 Dollar pro Barrel bitte bald.

Anonym hat gesagt…

Aus WIRTSCHAFTSBLATT
http://www.wirtschaftsblatt.at/cgi-bin/page.pl?id=427214

Siemens-Aufsichtsratschef Pierer:
"100 Dollar pro Ölfass sind keine Utopie mehr"
Angebot komme mit der Nachfrage nicht mehr mit

Nach Meinung von Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer wird der jüngste Rekordstand von über 70 Dollar pro Fass Öl noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Von einem dreistelligen Bereich ist da die Rede, also von über 100 Dollar pro Fass.
"Die Nachfrage steigt, und das Angebot kommt nicht mehr nach."
Die Ölpreis-Hausse der jüngsten Zeit sei erst "ein Warnschuss" gewesen, "ein Vorgeschmack auf das, was noch auf uns zukommt", meinte von Pierer am Mittwoch, 21.9.2005, bei einer Energie-Tagung des Verbund in Fuschl in Salzburg/Österreich.

http://www.energy2020.at